Manfred Kobuch/Ernst Müller, Der deutsche Bauernkrieg in Dokumenten. Aus staatlichen Archiven der Deutschen Demokratischen Republik. Weimar 1975, Nr. 41, 98. [unvollständig]
Walther Peter Fuchs (Hrsg.), Akten zur Geschichte des Bauernkriegs in Mitteldeutschland, Bd. II. Jena 1942, Nr. 1487, 318 f. [unvollständig]
Wilhelm Falckenheiner, Philipp der Grossmütige im Bauernkriege. Mit urkundlichen Beilagen. Marburg 1887, 131–133 [vollständig]
Siegfried Hoyer, Die „Schlacht“ bei Frankenhausen, in: Günter Vogler (Hrsg.), Bauernkrieg zwischen Harz und Thüringer Wald. (Historische Mitteilungen im Auftrag der Ranke-Gesellschaft Bd. 69) Stuttgart 2008, 211–224.
Dieter Stievermann, Erfurt im Bauernkrieg von 1525, in: Günter Vogler (Hrsg.), Bauernkrieg zwischen Harz und Thüringer Wald. (Historische Mitteilungen im Auftrag der Ranke-Gesellschaft Bd. 69) Stuttgart 2008, 135–155.
Günter Vogler, Der Bauernkrieg in Thüringen und im Reich, in: Ders. (Hrsg.), Bauernkrieg zwischen Harz und Thüringer Wald. (Historische Mitteilungen im Auftrag der Ranke-Gesellschaft Bd. 69) Stuttgart 2008, 11–29.
Günter Vogler, Bäuerliche und städtische Aufstände zwischen Harz und Thüringer Wald. Ein Überblick, in: Ders. (Hrsg.), Bauernkrieg zwischen Harz und Thüringer Wald. (Historische Mitteilungen im Auftrag der Ranke-Gesellschaft Bd. 69) Stuttgart 2008, 65–90.
Christoph Volkmar, Reform statt Reformation. Die Kirchenpolitik Herzog Georgs von Sachsen 1488–1525. (Spätmittelalter, Humanismus, Reformation Bd. 41) Tübingen 2008.
Note:
Orig.; 2 Blätter, Papier, 21,3 x 33,7 cm, Blatt 1: beidseitig beschrieben, Rückseite Blatt 2: Adresse; Brief; Verschluss-Siegel des Ausstellers; Eigenhändige Ausfertigung
Historical Placement:
Nach der Schlacht von Frankenhausen vom 15. Mai 1525 war die Siegesgewissheit der beteiligten Fürsten groß und die Zuversicht gegeben, nun alle noch übrigen Bauernhaufen zerschlagen zu können. Wie in Frankenhausen kam es in Erfurt gleichermaßen im Frühjahr 1525 zu Konflikten und Aufständen. Wolf von Schönburg rät deshalb im Auftrag seines Herren Herzog Georg von Sachsen dem Kardinal Albrecht von Brandenburg, die Stadt Erfurt zu ersuchen, sich schriftlich an Herzog Georg, Herzog Heinrich von Braunschweig und Landgraf Philipp von Hessen zu wenden, um Hilfe gegen die im Erfurter Gebiet rebellierenden Bauern zu erhalten. Mit Nachdruck solle er auf deren Stärke und Durchsetzungsvermögen verweisen.
Was war aber genau in Erfurt geschehen, dass Kardinal Albrecht diese Unterstützung benötigte?
Auch in Erfurt und den unzähligen dazugehörenden Dörfern waren die Klagen über zu hohe Abgaben und Frondienste präsent und riefen Unruhen hervor. Darüber hinaus führte das Nebeneinander von evangelischer und altgläubiger Glaubenspraxis im Erfurter Land bereits seit 1521 zu Spannungen. Der Zug der Bauern vor die Stadtmauern richtete sich zunächst gegen den Stadtrat und dessen Finanzpolitik, da man ihm eine erhebliche Misswirtschaft vorwarf.
Schnell richtete sich aber die Kritik gegen die Mainzer – also Kardinal Albrechts – Oberherrschaft in Erfurt und die Forderung nach der Eigenständigkeit der Stadt wurde laut. Streitigkeiten über die Hoheitsrechte Erfurts zwischen der Stadt, Kurmainz und Kursachsen existierten bereits seit dem 13. Jahrhundert und bildeten eine alte Konfliktlinie. Welche Rolle der Stadtrat bei einer möglichen Instrumentalisierung der Bauern zu ihren Zwecken einnahm, ist unklar. Als deshalb am 28. April die Absicht bestand, die Beschwerdeartikel dem Stadtrat zu übergeben und diesen durch einen Ewigen Rat zu ersetzen, schien eine Deckungsgleichheit zwischen den bäuerlichen und städtischen Forderungen zu bestehen und die Stadttore wurden friedlich geöffnet. Gezielt wurde die Zerstörungswut der Aufständischen gegen geistliche Einrichtungen, Gerichtsgebäude sowie Symbole und Wappen der kurmainzischen Herrschaft gelenkt. Mit der Aufhebung der städtischen Verpflichtungen gegenüber Mainz kam es zur Einführung der Pfarrerwahl sowie der evangelischen Predigt. Zugleich wurde an den 28 Artikeln gearbeitet, die am 9. Mai übergeben wurden. Doch das Intermezzo währte nicht lang: Bereits am 17. Mai wurden den Aufständischen die Waffen abgenommen, Geldstrafen verhängt und der alte Rat Anfang Juni wieder eingesetzt. Zügig kehrte man sowohl in konfessionellen Fragen als auch in anderen Belangen wieder zu den früheren Verhältnissen zurück. Im Gegensatz zu Frankenhausen kam es in Erfurt aber nicht zu harten Kämpfen, um den alten Zustand wiederherzustellen. So informiert von Schönburg im weiteren Verlauf des Berichtes den Kardinal nämlich über die immensen Verluste der Aufständischen während der Schlacht bei Frankenhausen. „Fünftausend“ aufgereihte Tote seien es mittlerweile, deren Anzahl „jede Stunde immer mehr“ wird. Auf fürstlicher Seite hingegen „waren nicht mehr als sechs Mann gefallen“. Als größter Triumph wird die Gefangennahme Thomas Müntzers gewertet, der als geistiger Führer der Bauernaufstände in Mitteldeutschland und des Frankenhäuser Lagers im Besonderen galt. Voller Erwartung sieht von Schönburg dem Verhör Müntzers entgegen und erwähnt auch die Beschlagnahmung der bei ihm gefundenen Briefe und Schriften.
Darüber hinaus teilt er Kardinal Albrecht mit, dass Herzog Johann von Sachsen den anderen Fürsten zu Hilfe kommen würde und es die weitere militärische Absicht sei, durch den Zug nach Mühlhausen die Aufstände endgültig zu beenden. Dazu benötige man erneute Geldleistungen auch von Seiten von Kurmainz, deren Zahlungsbedarf von Schönburg dem Kardinal geschickt anträgt.
Die Niederschlagung des Frankenhäuser Haufens wurde als Warnzeichen für alle aufständischen Gebiete in Thüringen gedeutet. Bereits am 25. Mai hatte man Mühlhausen zurückerobert. Die Folgen waren weitreichend: Alle Beteiligten wurden mit Geldzahlungen, Gefangennahmen sowie Hinrichtungen abgestraft und die gewohnte Ordnung wurde umgehend wieder hergestellt.
Die Annäherung und Eintracht der mitteldeutschen Fürsten, die durch die Bauernunruhen hervorgerufen wurde, blieb aber nur von kurzer Dauer: Eine langanhaltende Allianz konnte nicht geschlossen werden. Stattdessen entstanden zwei konkurrierende Bündnisse, der Dessauer Bund (1525) und der Torgauer Bund (1526), die jeweils entgegengesetzte altgläubige bzw. evangelische Positionen vertraten. Die sozialrevolutionären Tendenzen der Reformation wurden durch diese Ereignisse stark zurückgedrängt. Die reformatorische Bewegung veränderte ihren Charakter nun von einer „Volksbewegung“ hin zu einer obrigkeitsgelenkten Reformation, der sogenannten Fürstenreformation.