Hans Eberhardt/Horst Schlechte (Hrsg.), Die Reformation in Dokumenten aus den Staatsarchiven Dresden und Weimar und aus dem Historischen Staatsarchiv Oranienbaum. Weimar 1967, S. 42-43.
Jutta Krauß (Hrsg.), Beyssig sein ist nutz und not. Flugschriften zur Lutherzeit. Regensburg 2010, S. 140.
Saxo, Ein Pamphlet „Von der München ursprung“ vom Jahre 1523, in: Zeitschrift für Bücherfreunde. NF. 12, 1920, S. 76-77.
Weiterführende Literatur:
Johannes Burkhardt, Das Reformationsjahrhundert. Deutsche Geschichte zwischen Medienrevolution und Institutionenbildung 1517-1617. Stuttgart 2002.
Federal State:
Thüringen
Territorial:
Ernestinisches Sachsen
Historical Placement:
Mitte des 15. Jahrhunderts entwickelte der Mainzer Goldschmied Johannes Gutenberg den Buchdruck mit beweglichen Metalllettern. Bücher und andere Druckmedien ließen sich mit dieser neuen Technik vergleichsweise schnell und preiswert in großer Stückzahl herstellen. Ausgehend von dieser technischen Entwicklung fanden seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert neben anderen Druckwerken auch Flugblätter zunehmende Verbreitung. Es handelte sich bei diesen um einzelne einseitig bedruckte Blätter, sogenannte Einblattdrucke. Auf diesen waren neben einem Textteil meist große Bilder zu sehen. Dadurch sprachen sie ein breites Publikum an – beispielsweise auch die Teile der Bevölkerung, die nicht lesen konnten. Die aufgedruckten Texte waren zudem oft eingängig – teils in einfachen Sätzen oder Reimen – formuliert. Dadurch ließen sich die Inhalte auch von Personen, die den Text nicht selbst gelesen, sondern nur gehört hatten, leicht mündlich weitertragen und konnten auf diese Weise noch weiter verbreitet werden. Erhältlich waren die Flugblätter zum Beispiel auf Messen, aber auch bei Hausierern und fahrenden Händlern, die die Drucke oft in den Städten, aber auch in ländlichen Regionen zum Kauf anboten. Auf den Flugblättern wurden verschiedenste Themen behandelt. So dienten sie der Vermittlung von politischen und militärischen Informationen und Nachrichten und griffen dabei auch gerne Sensationsmeldungen über seltene Naturerscheinungen, vermeintliche Monster und Ähnliches auf. Sie bildeten aber auch religiöse Inhalte ab, die beispielsweise der persönlichen Erbauung und Andacht dienen sollten. Des Weiteren ließen sich über die Flugblätter satirische, polemische und propagandistische Inhalte verbreiten.
Flugblätter und vor allem auch die aus mehreren Blättern bestehenden gedruckten Flugschriften wurden ab 1517 zu einem wichtigen Medium der Vermittlung des reformatorischen Gedankenguts – denn neben Informationen ließen sich auf diesem Wege auch Meinungen vergleichsweise schnell weitertragen. Die neuen technischen Möglichkeiten halfen also zum einen bei der Verbreitung der reformatorischen Ideen, zum anderen erhielt aber auch das Druckgewerbe durch den neu entstandenen Bedarf an Druckwerken einen regelrechten Aufschwung. Dies zeigt sich beispielsweise daran, dass die Zahl der Druckwerke zwischen 1517 und 1525 um ein Vielfaches anstieg oder daran, dass weit über 90 % der damaligen Flugschriften sich mit theologischen Themen befassten.
Auch das im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar aufbewahrte Flugblatt „Vom Ursprung der Mönche“ setzt sich mit einer Religionsfrage auseinander. Auf provokative Weise übt es Kritik am zeitgenössischen Klosterwesen. So behauptet es die Herkunft der Nonnen und Mönche aus dem Leib des Teufels. Auf dem im oberen Teil des Flugblatts zu sehenden Bild ist dies drastisch dargestellt. Das satirisch-polemische Gedicht führt die Umstände der „Geburt“ der Mönche aus dem Leib des Teufels genauer aus und kritisiert scharf deren Lebensweise, die sich vor allem durch das Achten auf den eigenen finanziellen Vorteil, das Leben auf Kosten anderer, übermäßiges Essen, Trinken und andere Laster auszeichne.
Das Flugblatt, dessen Verfasser nicht bekannt ist, fand sich am 15. August 1523 am Tor des Dominikanerinnenklosters in Weida angeheftet, nachdem ein namentlich unbekannter Prediger im Juni und Anfang August des gleichen Jahres wiederholt in der Peterskirche in Weida gegen das Klosterwesen aufgetreten war und nahegelegt hatte, die Nonnen und Mönche aus den Klöstern zu werfen, sie zu verheiraten und ein Handwerk lernen zu lassen und die Klostergüter zu verweltlichen. Das Flugblatt zeigt, dass diese Äußerungen in Weida auf fruchtbaren Boden fielen. Als sich der Unmut gegenüber dem Kloster jedoch weiter zuspitzte und die Drohung, dasselbe zu stürmen, aufkam, griff schließlich der Landesherr ein und der Prediger musste die Stadt verlassen.