Enno Bünz/Hartmut Kühne, Art. Alltägliche Ablässe und Ablassmedien, in: Hartmut Kühne/Enno Bünz/Thomas T. Müller (Hrsg.), Alltag und Frömmigkeit am Vorabend der Reformation in Mitteldeutschland. Katalog zur Ausstellung „Umsonst ist der Tod“. Petersberg 2013, 347 f.
Enno Bünz, Sachsens berühmtester Mönch – Johann Tetzel, in: Enno Bünz (Hrsg.), Neue Forschungen zu sächsischen Klöstern. Ergebnisse und Perspektiven. Leipzig [noch nicht erschienen].
Markus Cottin, Die Merseburger Weihematrikel als Quelle zum bischöflichen Hof, zur Hochstifts- und Bistumsgeschichte (mit Ergänzungsregister), in: Mittelungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 15 (2005), Heft 2, 47–62.
Alexander Sembdner, Stadt und Universität Leipzig im späten Mittelalter. Leipzig 2010.
Christoph Volkmar, Art. Merseburger Weihematrikel, in: Hartmut Kühne/Enno Bünz/Thomas T. Müller (Hrsg.), Alltag und Frömmigkeit am Vorabend der Reformation in Mitteldeutschland. Katalog zur Ausstellung „Umsonst ist der Tod“. Petersberg 2013, 42 f.
Peter Wiegand, Art. Die Ablasskampagne, in: Hartmut Kühne/Enno Bünz/Thomas T. Müller (Hrsg.), Alltag und Frömmigkeit am Vorabend der Reformation in Mitteldeutschland. Katalog zur Ausstellung „Umsonst ist der Tod“. Petersberg 2013, 362 f.
Federal State:
Sachsen-Anhalt
Territorial:
Hochstift Merseburg
Note:
Matrikelbuch, Reinschrift
Historical Placement:
Die vom 23. Dezember 1469 bis zum 5. März 1558 geführte Weihematrikel erfasst sämtliche geistliche Weihen im Bistum Merseburg und stellt dabei die älteste bekannteste Matrikel dieser Art in Deutschland dar. Der Bischof selbst übernahm die Weihehandlungen der Personen, die sich oft während des Studiums für den Eintritt in den geistlichen Stand entschieden. Ein bestimmter Weihegrad war nicht nur für den Nachweis der klerikalen Ansprüche auf Versorgungen unabdingbar, sondern wurde beispielsweise für ein Theologiestudium benötigt. Die Zugehörigkeit Leipzigs zum Bistum Merseburg erklärt z. B., warum sich eine große Anzahl von Studenten der Universitätsstadt in der Merseburger Matrikel wiederfinden lassen: Jeder, der eine geistige Weihe erhalten wollte, musste sich dafür nach Merseburg begeben.
Auf Grund ihrer Laufzeit ist die Matrikel ein wichtiges Dokument, welches die Umbrüche der Reformationszeit gut widerspiegelt. Denn sie wurde nach der Einführung der Reformation in Merseburg 1545 weiterhin genutzt, nun aber für die Dokumentation der Ordination evangelischer Pfarrer. Erst mit dem Ende des bischöflichen Wirkens in Merseburg enden auch die Eintragungen in der Matrikel.
Mit Hilfe der Weihematrikel kann darüber hinaus der Aufbau und die personelle Besetzung der Verwaltung des Hochstifts Merseburg rekonstruiert sowie der Werdegang einzelner Persönlichkeiten nachverfolgt werden. So auch im vorliegenden Fall: Johann, oder auch Johannes, Tetzel (um 1465-1519) wurde am 19. Dezember 1489 zum Akoluth geweiht, zu einem Helfer des Diakons und des Priesters, der verschiedene Aufgaben im liturgischen Gottesdienst übernahm. Am 6. April 1493 erhielt er schließlich die Priesterweihe. Tetzel ist dabei ein herausragendes Beispiel, da er bekanntermaßen mit ein Auslöser für die Reformation war. Denn Martin Luther prangerte in seinen 95 Thesen vom 31. Oktober 1517 öffentlich besonders den Ablasshandel an, dessen wichtigster Prediger Tetzel war.
Die Laufbahn des Leipziger Dominikanermönchs als Ablassprediger begann 1503 zunächst für den Deutschen Ritterorden. Seit 1516 war er Subkommissar im Bistum Meißen für den Peterskirchenablass, eine groß angelegte Kampagne, die den Bau der Peterskirche in Rom finanzieren sollte. Nur ein Jahr darauf war er für dieses Unternehmen bereits Generalsubkommissar im Auftrag von Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1490-1545) im Bistum Halberstadt und in der Erzdiözese Magdeburg.
Die spätmittelalterliche Ablasspraxis sah eigentlich vor, dass nur bestimmte Sündenstrafen durch Geldzahlungen und Erwerb eines Ablassbriefes erlassen werden konnten und mit Buße und Reue verbunden sein mussten. Um 1500 kam es aber zu einer bisher nie dagewesenen Steigerung: Der Sündenerlass und die daraus resultierende Verkürzung der Zeit im Fegefeuer, so verkündeten einige Prediger, könne ohne die Notwendigkeit der Buße durch eine bloße Entrichtung von einigen Münzen erlangt werden. Besonders Tetzels marktschreierisches Talent machte ihn zur Zielscheibe von Luthers Kritik, machte er doch mit seinem berühmten Satz „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt“ den Weg zur Heilssicherung zu einem Automatismus.