Antwort von Kurfürst Friedrich dem Weisen (4. Mai 1525) auf den vorliegenden Brief: vorliegende Akte, Bl. 77r-v (Abschrift) (ediert in: Fuchs, Nr. 1303, S. 189f.).
Früherer Brief von Kurfürst Friedrich dem Weisen (14. April 1525): vorliegende Akte, Bl. 33r-v (ediert in: Fuchs, Nr. 1183, S. 91) (ebenfalls Schaufensterdokument).
Weitere Quellen zum Bauernkrieg: Otto Merx/Günther Franz (Hrsg.), Akten zur Geschichte des Bauernkriegs in Mitteldeutschland. Bd. 1. Leipzig/Berlin 1923/1934.
Nachweis früherer Editionen:
Carl Eduard Förstemann (Hrsg.), Neues Urkundenbuch zur Geschichte der evangelischen Kirchen-Reformation. Bd. 1. Hamburg 1842, Nr. 42, S. 275f.
Walther Peter Fuchs (Hrsg.), Akten zur Geschichte des Bauernkriegs in Mitteldeutschland. Bd. 2. Jena 1942, Nr. 1242, S. 149f. (Teiledition).
Manfred Kobuch/Ernst Müller, Der deutsche Bauernkrieg in Dokumenten. Aus staatlichen Archiven der Deutschen Demokratischen Republik. Anläßlich des 450. Jahrestages des deutschen Bauernkrieges hrsg. v. der Staatlichen Archivverwaltung in Verbindung mit den Staatsarchiven Dresden und Weimar. Weimar 1977, Nr. 24, S. 64f. (Teiledition).
Peter Blickle, Die Revolution von 1525. 4., durchges. und bibliogr. erw. Aufl. München 2004.
Rudolf Endres, Thüringen, in: Horst Buszello/Peter Blickle/Rudolf Endres (Hrsg.), Der deutsche Bauernkrieg. 3., bibliogr. erg. Aufl. Paderborn/München/Wien/Zürich 1995, S. 154-176.
Volker Graupner, Der Bauernkrieg und die radikale Reformation in Thüringen, in: Hans Hoffmeister/Volker Wahl (Hrsg.), Die Wettiner in Thüringen. Geschichte und Kultur in Deutschlands Mitte. (Schriften des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar, Nr. 2.) Arnstadt/Weimar 1999, S. 134-141.
Volker Graupner, Die ernestinischen Fürsten im Thüringer Bauernkrieg, in: Günter Vogler (Hrsg.), Bauernkrieg zwischen Harz und Thüringer Wald. (Historische Mitteilungen, Bd. 69.) Stuttgart 2008, S. 283-298.
Günter Vogler (Hrsg.), Bauernkrieg zwischen Harz und Thüringer Wald. (Historische Mitteilungen, Bd. 69.) Stuttgart 2008.
Note:
Autograph (mit Unterschrift) von Herzog Johann mit aufgedrücktem Papiersiegel (vermutlich von Herzog Johann)
Historical Placement:
Auch vor und nach dem sogenannten Bauernkrieg von 1525 gab es im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit bäuerliche und städtische Unruhen. Zu keiner anderen Zeit aber waren die Aufstände gegen die Obrigkeit so heftig und traten in weiten Teilen Mitteldeutschlands und des südlichen deutschen Sprachgebiets gleichzeitig auf. Im Gegensatz zu den Fürsten, die die Aufstände niederschlugen, entwickelten die Bauern jedoch nur selten ein einheitliches Vorgehen oder überterritoriale Vereinigungen.
Die Ursachen des Bauernkriegs waren vielschichtig und regional sehr unterschiedlich. Sie lagen u. a. in der schlechten wirtschaftlichen Lage großer Teile der Landbevölkerung begründet, die sich durch vermehrte Abgaben und Missernten noch zuspitzte. Der Ausbau des frühmodernen Territorialstaats führte zudem neben neuen Belastungen zur Einschränkung der Nutzungsrechte von früher gemeinsam genutztem Eigentum (Wälder, Wiesen, Gewässer) und der politischen Freiheiten der Land- und Stadtgemeinden. Mit der reformatorischen Bewegung waren ein Autoritätsverlust der Kirche und die Forderung nach einer radikalen Umgestaltung der Gesellschaft auf der Grundlage der Heiligen Schrift verbunden. So strebten die Aufständischen u. a. nach der freien Pfarrerwahl durch die Gemeinden und nach der Abschaffung der wirtschaftlichen Privilegien der Geistlichen, der Klöster und des Adels.
Martin Luther zeigte zunächst Verständnis für die Anliegen der Bauern, wehrte sich aber heftig gegen die Legitimation einer neuen Gesellschaftsordnung durch die Heilige Schrift. Auf Grund seines Appells an die Fürsten, den offenen Aufruhr niederzuschlagen, distanzierten sich viele Bauern und Bürger von ihm.
Die ernestinischen Fürsten Johann der Beständige von Sachsen und sein schon schwer kranker Bruder Friedrich der Weise (gest. am 5. Mai 1525), die die Aufstandsbewegung relativ unvorbereitet traf, handelten in der ersten Zeit zurückhaltend und passiv. Im Gegensatz zum albertinischen Herzog Georg von Sachsen glaubten sie die Unruhen durch Verhandlungen, Ermahnungen an die Untertanen und außermilitärische Präventivmaßnahmen lösen zu können. So hatte Johann in seinem fränkischen Landesteil auf die Erhebung des Zehnten (Abgabe) verzichtet und dadurch erfolgreich weitere Unruhen verhindert. Unter anderem darauf ist seine Geldnot zurückzuführen, die im vorliegenden Brief zur Sprache kommt. Als sich der Aufstand ausweitete, wollte er auch militärisch eingreifen, konnte jedoch in der kurzen Zeit keine einsatzbereiten Truppen ausheben. Einige Tage vor dem Brief (Ende April) bat Johann u. a. Herzog Philipp von Braunschweig, Herzog Georg von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen um militärische Unterstützung. Im vorliegenden Brief wird die Verzweiflung und Ratlosigkeit Johanns deutlich, aber auch sein Vertrauen auf Gottes Ratschluss und Führung. Er verstand den Aufruhr auch als Strafe Gottes.
Der Brief spielt außerdem auf folgende Sachverhalte an:
Im Verlauf des Bauernkriegs wurden zahlreiche Städte, Herrschaftssitze und Klöster zerstört und geplündert.
Nicht nur die Untertanen des Kurfürsten Johann beteiligten sich am Aufstand, sondern auch die anderer Landesherren in Thüringen (u. a. der Grafen von Henneberg, von Schwarzburg, von Tonna/Gleichen, der Herren von Gera), Hessen und Franken.
Es gab unterschiedliche und häufig auch wechselnde Koalitionen. Oft wurden der Niederadel und Beamte der Landesherren dazu gezwungen, sich dem Aufruhr anzuschließen. Als sich der Sieg der Fürsten abzeichnete, wechselten sie wieder die Seite.
Die Gemeinden der Städte verbündeten sich oft mit den Bauern gegen den Stadtrat bzw. die städtische Führungsschicht. Zum Teil nutzte der Stadtrat auch die Unruhen für die eigenen Interessen. So lenkten führende Kräfte im Erfurter Rat den Aufstand gezielt gegen die Oberherrschaft des Kurfürsten und Erzbischofs von Mainz. Dabei wurden einige Gebäude und Herrschaftssymbole der Mainzer Oberherrschaft zerstört.