Walter Friedensburg (Bearb.), Urkundenbuch der Universität Wittenberg. Teil 1 (1502-1611). Magdeburg 1926, S. 96 ff.
D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. Briefwechsel. 2. Bd. 1520-1522. Weimar 1931, S. 142 ff.
Nachweis früherer Editionen:
[Carl Eduard Förstemann (Hrsg.)], Der Studenten-Auflauf zu Wittenberg im J. 1520, in: Neue Mittheilungen aus dem Gebiet historisch-antiquarischer Forschungen 8, H. 2, 1848, S. 51-71, hier S. 51-53 [modernisierte Übertragung, mit kleineren Auslassungen].
Walther Scheidig (Bearb.), Urkunden zu Cranachs Leben und Schaffen, in: Heinz Lüdecke (Hrsg.), Lucas Cranach der Ältere. Der Künstler und seine Zeit. Berlin 1953, S. 156-177, hier Nr. 29, S.164-165 [modernisierte Übertragung].
Literature:
Ulrich Bubenheimer, Luthers Stellung zum Aufruhr in Wittenberg 1520-1522 und die frühreformatorischen Wurzeln des landesherrlichen Kirchenregiments, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung 71, 1985, S. 147-214, hier S. 150-161.
Reiner Groß/Manfred Kobuch/Ernst Müller (Red.), Martin Luther 1483-1546. Dokumente seines Lebens und Wirkens. Weimar 1983, S. 88-89.
Thomas Kaufmann, Der Anfang der Reformation. Studien zur Kontextualität der Theologie, Publizistik und Inszenierung Luthers und der reformatorischen Bewegung. Tübingen 2012, S. 201-206.
Natalie Krentz, Ritualwandel und Deutungshoheit. Die frühe Reformation in der Residenzstadt Wittenberg (1500-1533). Tübingen 2014, S. 115-121.
Walther Scheidig (Bearb.), Urkunden zu Cranachs Leben und Schaffen, in: Heinz Lüdecke (Hrsg.), Lucas Cranach der Ältere. Der Künstler und seine Zeit. Berlin 1953, S. 156-177, hier S.164-167.
Eckart von Stutterheim, Die Herren und Freiherren von Stutterheim/Alt-Stutterheim. Teil II. Bad Dürkheim 1992, S. 30-31.
Historical Placement:
Im Jahr 1502 war die Wittenberger Universität auf Bestreben des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen gegründet worden. Durch die Berufung wichtiger Gelehrter wie Martin Luther oder Philipp Melanchthon gewann die Hochschule bald an Bedeutung und zog zahlreiche Studenten an. Der Zuwachs an Studierenden bedeutete zugleich auch einen Zuwachs an Einwohnern in der Stadt Wittenberg, die auf immer enger werdendem Raum miteinander auskommen mussten. Dies führte auch zu einem erhöhten Konfliktpotenzial. So kam es immer wieder zu Spannungen und Streitigkeiten zwischen Bürgern und Studenten. Als es im Februar 1520 zu Auseinandersetzungen zwischen einigen Studenten und den Gesellen des Malers Lucas Cranach d. Ä. kam, verbot der Kurfürst schließlich allen Bewohnern der Stadt das Tragen von Waffen. Außerdem wurde eine Sperrstunde erlassen. Die angespannte Situation als solche konnte dies jedoch nicht entschärfen. Bereits im Juli des gleichen Jahres gerieten die Studenten und die Malergesellen erneut aneinander, wobei die Streitigkeiten sich rasch auf die ganze Stadt auszuweiten begannen.
Glaubt man dem hier zugänglich gemachten Schreiben adliger Studenten an Kurfürst Friedrich den Weisen vom 14. Juli 1520, so hatten sich dieselben durch Lucas Cranach und seine Gesellen provoziert gefühlt. Diese hätten trotz des kurfürstlichen Verbots weiterhin ihre Waffen getragen und auf diese Weise die Adligen, die das Waffentragen zu ihren Privilegien zählten und sich durch die Verordnung des Kurfürsten ohnehin schon in ihren Rechten eingeschränkt fühlten, verhöhnt. Das Waffenverbot, das eigentlich den städtischen Frieden begünstigen sollte, wurde also schließlich zu einem Kerngegenstand der erneuten Auseinandersetzungen. Dem zuständigen städtische Richter, Caspar Teuschel, und seinen Gehilfen warfen die Schreiber des Briefs vor, in dieser Situation für die Malergesellen und Cranach Partei bezogen und etliche adlige Studenten angegriffen, verletzt, beraubt und verhaftet zu haben.
Weitere uns überlieferte Berichte stellen die Zusammenhänge hingegen anders dar. Hier erscheinen die Studenten als die eigentlichen Urheber der Unruhen und Tätlichkeiten. So hätten diese beispielsweise einen Stadtwächter schwer am Kopf verletzt und andere städtische Angestellte bedroht. Außerdem ist hier von aufrührerischen Versammlungen der Studenten, die letztlich sogar die Stadttore besetzt und mit Brandstiftung gedroht haben sollen, die Rede.
Die Beilegung dieser innerstädtischen Auseinandersetzungen erfolgte schließlich durch das Eingreifen des Kurfürsten. Dieser schickte Truppen in die Stadt und ließ Nachforschungen bezüglich der Urheber des Aufruhrs anstellen. Zwölf Studenten gerieten dabei in den Blick der Ermittlungen und mussten als die noch verbliebenen Hauptverdächtigen – die eigentlichen Anstifter der Unruhen waren zu diesem Zeitpunkt vermutlich bereits geflohen – die Universität verlassen.
Auch Martin Luther reagierte im Übrigen auf die Vorkommnisse in Wittenberg. So sprach er sich in einer (vermutlich am 15. Juli 1520 gehaltenen) Predigt gegen den Aufruhr, in welchem er den Teufel am Werk sah, aus und bezog Stellung zugunsten regelnder Maßnahmen vonseiten des Landesherrn.