Michael Fessner, Die Familie Luder in Möhra und Mansfeld: Archivalische Überlieferungen zum Elternhaus von Martin Luther, in: Harald Meller (Hrsg.), Fundsache Luther: Archäologen auf den Spuren des Reformators ; Begleitband zur Landesausstellung „Fundsache Luther - Archäologen auf den Spuren des Reformators“ im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) vom 31. Oktober 2008 bis 26. April 2009. Stuttgart 2008, 78-84.
Hanns Freydank, Martin Luther und der Bergbau, in: Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preußischen Staate 81 (1933), 315f.
Eckhard Oelke, Die Wirkungen des Bergbaus in der Region Mansfeld, in: 800 Jahre Kupferschiefer-Bergbau. Soziale und kulturelle Aspekte der Geschichte des Mansfelder Hüttenwesens. (Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts Heft 19) Halle 2001, 5-21.
Ekkehard Westermann, Hans Luther und die Hüttenmeister der Grafschaft Mansfeld im 16. Jahrhundert: eine Forschungsaufgabe, in Scripta Mercaturae 2 (1975), 53-95.
Note:
Orig., Papier, 2 Blätter, Eintrag im Amtsbuch, 21,7 x 32,6 cm
Historical Placement:
Um die Bedeutung Martin Luthers für die deutsche und europäische Geschichte, aber auch um den Menschen hinter der Figur „Luther“ zu verstehen, ist dessen soziale Herkunft von größtem Interesse.
Luther wurde am 10. November 1483 als Sohn von Hans Luder und Margaretha Lindemann in Eisleben geboren, die Familie siedelte aber recht bald nach Mansfeld über. Ursprünglich kam sein Vater aus der Oberschicht des südthüringischen Dorfes Möhra, er entstammte also keineswegs bescheidenen Verhältnissen. Entgegen der Annahme der älteren Forschung kam Luder auch nicht als einfacher Bergarbeiter („Dinghauer“) in die Mansfelder Grafschaft, sondern sammelte bereits in seiner Herkunftsgegend Erfahrungen in der Gewinnung sowie Verhüttung von Kupferschiefer und besaß genügend Eigenkapital, um die jährlichen Pachtsummen für ein „Feuer“, also für die Unterhaltung einer Hütte, bezahlen zu können.
Die Grafschaft Mansfeld gehörte zu den wichtigsten Bergbauregionen des Reiches und lockte viele Bergleute an. Auch Luder sah dort sein weiteres berufliches Fortkommen, versprach die Region doch durch ihre hohen Kupfervorkommen und ein dichtes Verkehrsnetz profitable Einnahmequellen.
Durch seine Frau Margaretha, die aus der angesehenen bürgerlichen Familie Lindemann in Eisenach stammte, verfügte er über die richtigen Kontakte, um sich schnell vor Ort als Hüttenmeister etablieren zu können und in die Führungskreise der Stadt Mansfeld integriert zu werden. Denn mit dem Verwandten Antonius Lindemann, der die Position des obersten Bergverwalters innehatte, besaß er beste Voraussetzungen für die Vermittlung seiner Geschäfte. Sein Geschäftspartner wurde schließlich Hans Lüttich, der zu den wichtigsten Eisleber Hüttenmeisterfamilien gehörte und das Amt des Stadtvogts ausübte. So erklärt sich auch der vorliegende Vertrag vom August 1507 zwischen Tile Rinck, der die unmündigen Kinder des Hans Lüttich vertrat, und Hans Luder. Die Geschäftsbeziehungen sollten trotz des Todes Lüttichs aufrechterhalten und beide Vertragspartner am Gewinn der Schmelzhütte vor dem Rabenkupp beteiligt werden. Zu diesem Zeitpunkt gehörte Hans Luder bereits zu der bürgerlichen Schicht der Hüttenmeister und war in die Mittel- bzw. Oberschicht der Stadt Mansfeld aufgestiegen. Das Verzeichnis von 1508 benennt Luder neben 40 weiteren Hüttenmeistern der Grafschaft Mansfeld. Wahrscheinlich war die Familie immer im Besitz von drei bis fünf Feuern (Schmelzhütten) im näheren Umkreis von Mansfeld und zählte dadurch zu den wohlhabenden Einwohnern in Mansfeld. Dies erklärt auch, wie es der Familie möglich war, Luther Schulbesuche in Mansfeld, Magdeburg sowie Eisenach und später ein Studium in Erfurt (1501-1505) zu finanzieren. Bildungschancen und damit spätere Berufswege waren damals wie heute stark von der sozialen Herkunft und den daraus resultierenden finanziellen Mitteln abhängig.