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Hof-Theater. / Weimar, Sonnabend den 9. Juni 1838. / Die Jüdin. / Oper in fünf Akten, von Scribe, übersetzt vom Baron von / Lichtenstein. Musik von M. F. Halevy.
Datum:
Samstag, 9. Juni 1838
Datum (zeitliche Klassifikation):
1835-1840
Aufführungsort:
Weimar, Hoftheater
Reihenfolge:
1
Aktanzahl (laut Quelle):
5
Rezension:
AmZ 41 (Nr. 34, 21.8.1839), Sp. 662–666. „Die Jüdin gefiel sehr. Je grösser das Talent ist, das Halevy besitzt, desto mehr ist es zu bedauern, dass er der neuen französischen, sogenannten romantischen Schule allzusehr huldigt, einer Schule, die zuweilen Herrliches leistet, aber doch auch oft sich in einem revoluzionären Treiben gefällt und in völlige Anarchie versinkt. Allerdings haben die genialen Köpfe aller Zeiten gegen hergebrachte Regeln verstossen, und früher oder später hat man solche Verstösse als wohl zu duldende Ausnahmen anerkannt, ja wohl gar zu Regeln sie erhoben – aber durch überhäufte Verstösse gegen gute, in der Natur begründete Regeln beweist man nicht, dass man ein Genie sei, und wenn man, um zu zeigen, dass man Kopf überhaupt habe, sich des Tages ein paar Mal darauf stellt (wie Lichtenberg sagt), so ist der eine Beweis närrisch, wie der andere. Kann es nun auch nicht viel helfen, über solches unnatürliche Wesen, das vielleicht in dem Zeitgeist begründet ist, sich zu ereifern, so mag es doch jedem, der befugt ist mitzusprechen, gestattet sein, seine Meinung darüber zu sagen. Vielleicht führen die, gegen alle alte gute Regeln sich auflehnenden Umtriebe früh oder spät zum Guten, vielleicht zum Bessern, und in dieser Hoffnung wollen wir es denn geduldig ertragen, dass man uns eine gewaltsame Originalität für Genie verkaufen will, und dass man uns mit Modulazionen, die gegen alle göttliche und menschliche Gesetze streiten, Herz und Ohren zerreisst, und uns unter dem Namen von Dissonanzen Tonverbindungen zu hören gibt, die geradehin Diskordanzen und Diskrepanzen sind. Dass bei solcher Arbeit die meisten Partituren an unzähligen Stellen auf Schauder erregende Weise wüst und unreinlich geschrieben sind, so dass Hunderte von Stellen Konvulsionen erregen würden, wenn die zusammen erklingendenTöne etwas lange forttönten, scheint ein weniger grosses Uebel zu sein, ist aber doch ein ziemlich bedeutendes, da angehende Komponisten durch solche Fahrlässigkeit der als Meister ihnen angerühmten Helden des Tages nur gar zu leicht zu leichtsinnigem, liederlichem Schreiben verlockt und verleitet werden, ja wohl gar schwach genug sind, dergleichen Unfug für genial zu halten.“ (Ebd., Sp. 664)