Diese Webseite verwendet Cookies (Webanalysedienst: Matomo, sowie Sessioncookies). Mit der Nutzung der Seite erklären Sie sich mit der Verwendung dieser Cookies einverstanden. Einzelheiten entnehmen Sie bitte den Datenschutz.
Weimar. / Großherzogl. Hof-Theater. / Mittwoch den 26. Mai 1869. / Mit aufgehobenem Abonnement. / Zum Vortheil der Goethestiftung: / Goethe's Faust. / Dramatisches Gedicht in sechs Aufzügen.
Datum:
Mittwoch, 26. Mai 1869
Datum (zeitliche Klassifikation):
1865-1870
Aufführungsort:
Weimar, Hoftheater
Reihenfolge:
1
Aktanzahl (laut Quelle):
6
Rezension:
Die Deutsche Schaubühne, Bd. 10 (1869), Heft 7, S. 67f.: „Die Darstellung […] erhielt erhöhtes Interesse durch ein nicht blos neues, sondern auch vortreffliches Gretchen, mit welchem uns ein plötzlich auftauchender Gast in der Person des Frl. Thiemm [Thimm] vom Stadttheater zu Breslau überraschte. Entsprach schon von vorn herein die äußerliche Erscheinung einer jugendfrischen, mittelgroßen Blondine mit sprechenden Vergißmeinnichtaugen und sympathischen, weich und voll klingendem Organ unserm Idealbild von des Dichters schlichtem Naturkinde, so wurde diesem auch hinsichtlich des seelischen Ausdrucks in allen Entwicklungsphasen des Charakters von der Darstellerin aufs Glücklichste Genüge geleistet. Ueberall trat uns in Ton, Miene, Haltung und Bewegung der volle, durch keine Künstelei gestörte Reiz schlichter Naturwahrheit und rührender Einfachheit, wärmster, unmittelbar aus der Tiefe des Gemüths quellender Empfindung entgegen. Als die Höhepunkte der harmonisch sich entwickelnden Leistung haben wir die beiden Liebesscenen im Garten hervorzuheben, in denen erst die erwachende Neigung, dann nach dem mit unübertrefflichem Ausdruck träumerischer Liebesseligkeit wiedergegebenen Monolog „Meine Ruhe ist hin“ die überströmende Hingebung an den Geliebten zur Geltung kam; ferner das aus tiefzerknirschtem Herzen sich hervorringende Gebet vor dem Muttergottesbilde und die ergreifende Folterqual des geängstigten Gewissens im Dom. Die vortrefflich angelegte Wahnsinnsscene im Kerker schien nur durch einen inzwischen eingetretenen Anflug von Heiserkeit an der vollen Entfaltung der hier erforderlichen höchsten tragischen Kraft behindert zu werden. Nach dieser so befriedigenden und mit einstimmigem Beifall, Hervorruf nach den Hauptscenen und am Schluß aufgenommenen Lösung einer der schwierigsten Aufgaben der Schauspielkunst hätten wir gern die vielversprechende weitere Leistungsfähigkeit Frl. Thiemms kennen gelernt. Leider gestatteten dies unsere Repertoireverhältnisse nicht, die vor dem baldigen Saisonschluß noch das in nächster Woche zu erwartende Gastspiel der berühmten Tragödin Clara Ziegler und darnach die ersten Aufführungen des Laube-Schiller’schen „Demetrius“ zu berücksichtigen haben.“