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Weimar. / Großherzogl. Hof=Theater. / Mittwoch den 20. Mai 1903. / Abonnement B. Nr. 66. / Neu einstudirt: / Die Grille. / Ländliches Charakterbild in fünf Aufzügen nach einer Erzählung von G. Sand / von Charlotte Birch=Pfeiffer. / Regie: Hr. Regisseur Grube.
Datum:
Mittwoch, 20. Mai 1903
Datum (zeitliche Klassifikation):
1900-1905
Aufführungsort:
Weimar, Hoftheater
Reihenfolge:
1
Aktanzahl (laut Quelle):
5
Rezension:
Weimarische Zeitung, Nr. 119, 23.05.1903, S. 1: „Am Mittwoch ging die „Grille“, das rührselige aber unterhaltende „ländliche Charakterbild“ der Birch-Pfeiffer, neueinstudiert in Scene […]. Fräulein Erland gab die Titelrolle. Es war sehr erfreulich zu sehen, wie sie in der ihr liegenden Rolle, bisher ihrer besten, aus sich herausging und den natürlichsten und glücklichsten Eindruck machte. Weniger gelang ihr der letzte Akt. Wenn die Schauspielerin vermag, das Manirierte in Spiel und Sprechweise, das sie hierher mitbrachte, völlig abzulegen, wird man ihrer Entwicklung mit Teilnahme folgen können. Herr Kraehe gab ihren Partner, den Landry. Wie Fräulein Erland, bringt er eine vorteilhafte Erscheinung für die Rolle mit. Indes muß er, wenn anders er rasche Fortschritte machen will, bei dem Eifer und Fleiß, die ihn auszeichnen, auf die Ausgestaltung seines Spiels und die Behandlung der Sprache das größte Gewicht legen. Sein Spiel ist, nicht nur in dieser Rolle, zu gleichmäßig. Es bedarf größerer Eigenart, Wandlungsfähigkeit, stärkerer Charakterisierung, Vertiefung, scharfer Hervorhebung der unterscheidenden Züge, wenn seine Gestalten sich nicht ähneln sollen. Das Spiel des jungen Künstlers muß ruhiger und gehaltener werden, um stärker zu spannen. […]. Mehr Seele und Durchgeistigung: denn diese allein adeln ein Spiel und übertragen die Erregung, die Gemütsbewegung, die Stimmung auf das Publikum. Mittel hierzu sind Gebärde und Sprache. Die Sprache des jungen Künstlers ist nicht ruhig und deutlich genug. Das Organ muß klangvoller, männlicher, dunkler werden, statt der jetzt durchweg vorherrschenden hellen Färbung. Alles Gleichmäßige und Pathetische ist zu vermeiden, damit der Eindruck des Natürlichen, des Wechselvollen entsteht. […] Dies alles ist freilich schwer, aber nur Meisterschaft darin macht den Künstler. Sache der Regisseure ist es, bei den Darstellern auf den Proben immer wieder die Grundsätze der Sprachtechnik zur Geltung zu bringen. – Im übrigen wären die Herren Daghofer, Bauer, Wilhelmi, Berger und Frau Szpinger zu nennen. Die Aufnahme seitens des Publikums war die beste.“