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Weimar. / Großherzogl. Hof-Theater. / Freitag den 17. Mai 1872. / 128te Vorstellung im Jahres=Abonnement. / Neu einstudirt und in Scene gesetzt: / Ein Wintermärchen. / Schauspiel in vier Aufzügen von Shakspeare, muthmaßlich 1610 - 1611 verfaßt; / für die deutsche Bühne neu übersetzt und bearbeitet von Franz Dingelstedt, / mit Musik von Fr. von Flotow.
Datum:
Freitag, 17. Mai 1872
Datum (zeitliche Klassifikation):
1870-1875
Aufführungsort:
Weimar, Hoftheater
Reihenfolge:
1
Aktanzahl (laut Quelle):
4
mit Schauspielmusik/Einlage:
ja
Details zur Schauspielmusik:
mit Musik von Fr. von Flotow. [Ausdifferenzierung anhand der Quelle nicht möglich.]
Rezension:
Zum Gastspiel Herrn Le Maistres:
Weimarische Zeitung, Nr. 131, 07.06.1872, S. 2: „Herr Le Maistre verfügt über eine sehr vortheilhaft geeignete Persönlichkeit und ein sonores, ausgiebiges Organ, welches nur bei übermäßiger Anstrengung von seiner Schönheit einbüßt und der Künstler wird bald inne werden, daß zu solcher Anstrengung bei dem allgemeinen Geschmack unseres Publikums kein Grund vorhanden ist, wenn auch momentan vielleicht einige Hände mehr dadurch in Bewegung gesetzt werden. An der künstlerischen Individualität des Gastes ist ganz besonders hervorzuheben, daß er das immer seltner werdende Talent besitzt, sich mit dem ganzen künstlerischen Ernst in die tragische Aufgabe versenken und zu deren Wiedergabe die entsprechenden großen Mittel der Darstellungskraft anwenden zu können. Herr Le Maistre ist wirklich ein tragischer Schauspieler; er schlägt die mächtigsten Thöne der leidenschaftlichen Empfindung an, er faßt die einzelnen Momente in einer geistig durchdachten Auffassung in ein konsequentes Ganze zusammen und fällt in seiner Darstellung nirgends vom großen Styl der Aufgabe ab. Was wir an der Ausarbeitung seiner Charaktere vermissen, ist jener Farbenglanz, in welchem sich eine sehr reiche, wechselvolle Empfindungsfähigkeit abspiegelt; die Empfindung ist vorhanden, aber sie äußert sich zu oft im Stadium der schon bekämpften und überwundenen Leidenschaftlichkeit. Darum gelingen dem Künstler die Momente von rhetorischer Bedeutung ganz vorzugsweise, während wir im leidenschaftlichen Ausbruch der ringenden Empfindung von einer etwas monotonen Färbung kühl angeweht sind. – Immerhin bleibt die Totalität des Gastes eine hervorragend künstlerische, an deren Mängel sich, gegenüber den werthvollen Vorzügen, leicht zu gewöhnen wäre. Unter seinen Darstellungen […] ist wenig Unterscheidung zu machen, da alle das gleiche Gepräge der künstlerischen Würde und Ausarbeitung trugen. Einen besonders vortheilhaften Eindruck machten auf uns Beaumarchais [in: Clavigo] und Karl Moor [in: Die Räuber], vielleicht schon darum, weil es heutzutage kaum noch Schauspieler giebt, welche dieser überschwenglichen jugendlichen Heldenhaftigkeit gerecht zu werden im Stande sind. Ob Herr Le Maistre für das Lustspiel geeignet sein dürfte, läßt sich nach dem „Tellheim“ [in: Minna v. Barnhelm] kaum beurtheilen; der für diese Rolle angeschlagene Ton war durchaus entsprechend und darüber hinaus haben wir keine Befürchtungen und Hoffnungen auszusprechen. Herr Le Maistre fand beim Publikum die beifälligste, zum Theil eine enthusiastische Aufnahme, die wir Angesichts der heutigen Zustände vollkommen gerechtfertigt fanden. Gelänge es unsrer Bühnenleitung, Herrn Le Maistre zu gewinnen, so würden wir dies als ein neues Verdienst ihrer umsichtigen, künstlerischen Thätigkeit enerkennen.“
„In Kürze möchten wir nur noch der gesammten Aufführung des „Wintermärchens“ gedenken, welches einen hochpoetischen Eindruck machte und mit allgemeiner Lust und Liebe gespielt zu werden schien. Neben Hrn. Le Maistre als Lecontes darf das treffliche Spiel der Frau Hettstedt als Hermione gerühmt werden.“