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Anfang dieser Vorstellung um 6 Uhr. / Hof-Theater. / Weimar, Mittwoch den 22. März 1854. / Zur Erinnerung an Goethe's Sterbetag: / Neu einstudirt: / Egmont. / Trauerspiel in fünf Akten, von Goethe. / (Ouverture und Entreaktes von Beethoven.)
Datum:
Mittwoch, 22. März 1854
Datum (zeitliche Klassifikation):
1850-1855
Aufführungsort:
Weimar, Hoftheater
Reihenfolge:
1
Aktanzahl (laut Quelle):
5
mit Schauspielmusik/Einlage:
ja
Rezension:
Weimarische Zeitung, Nr. 74, 28.03.1854, S. 295: „Um einigen Darstellern gerecht zu werden, erwähnen wir in aller Kürze: Egmont; er schildert den Untergang der alten, ersteiften, bürgerlichen Gesellschaft und wie aus der Gährung ein neues frisches Jahrhundert heraufblüht. Der Held des Stücks will als Vermittler dazwischen treten und wird ein Opfer seines liebreichen Willens. Herr Siedler, Egmont, wußte dieß mit gewohnter Klarheit und Geistesanmuth zu veranschaulichen; die ehrenvolle Anerkennung blieb nicht aus und wir erlauben uns nur zu bemerken, daß er den Ausdruck des Leichtsinns und der Unbesonnenheit noch mehr hätte vorwalten lassen sollen. – Klärchen, der liebreichste Schutzgeist, der wie Blumenduft um den Helden herspielt und die rauhen Stürme des Hasses und der Zwietracht ihm von der Stirne weht, fand in Fräulein Döllinger eine Vertreterin, die wohl von einem gewissen dramatischen Leben beseelt war, doch des poetischen Gemüths und der Zartheit des ästhetischen Empfindens entbehrte. Brackenburg bleibt immer eine undankbare Rolle; um so mehr schätzen wir des Herrn Grans Leistung, die durchaus befriedigend war. Oranien ward von Herrn Pätsch sehr schätzenswerth gespielt; Frau Don bewies als Margarethe von Parma Sicherheit und theatralisches Verständniß. Herr Marr präsentirte uns Herzog Alba, wie die Geschichte ihn überliefert: eisern, verknöchert, in starrer Abgeschlossenheit. In den Volksscenen verdient Herr von Wolkowa als Vansen unbedingtes Lob, nicht allein, daß er es vermied, eine komische Theaterfigur zur Schau zu bringen, sondern er detaillirte mit Schärfe und drastischer Ausdrucksweise die wühlerischen Gesinnungen eines moralisch Defekten, dessen Befriedigung darin liegt, in Anderen Unzufriedenheit hervorzurufen. Endlich ist dem Herrn Hettstedt das Compliment zu machen, seine Aufgabe markant gelöst zu haben. Die quecksilberne Feigheit dieses gar zu friedliebenden Bürgers wußte er mit ergötzlicher Komik zu treffen. Eine Wiederholung der Vorstellung würde den Freunden der dramatischen Prosa einen zweiten interessanten Theaterabend verschaffen.“