Diese Webseite verwendet Cookies (Webanalysedienst: Matomo, sowie Sessioncookies). Mit der Nutzung der Seite erklären Sie sich mit der Verwendung dieser Cookies einverstanden. Einzelheiten entnehmen Sie bitte den Datenschutz.
Titel laut Quelle: |
Die Räuber
|
Gattung laut Quelle: |
Trauerspiel
|
Theaterzettelkopf: |
Weimar. / Großherzogl. Hof-Theater. / Mittwoch den 10. November 1858. / Zum Vortheil der hiesigen Schiller=Stiftung / mit aufgehobenem Abonnement: / Die Räuber / Trauerspiel in fünf Aufzügen von Schiller.
|
Datum: |
Mittwoch, 10. Nov. 1858
|
Datum (zeitliche Klassifikation): |
1855-1860
|
Aufführungsort: |
Weimar, Hoftheater
|
Reihenfolge: |
1
|
Aktanzahl (laut Quelle): |
5
|
Rezension: |
Weimarer Zeitung, Nr. 268, 14.11.1858, S. 1070f.: „‘Die Räuber‘ […] üben noch immer auf weite Kreise ihre ungeschwächte Anziehungskraft aus. […] So darf es nicht Wunder nehmen, wenn nicht nur ein überaus zahlreiches, sondern auch ein sehr erregbares und erregtes Publikum sich […] einfand. Ein beträchtliches Kontingent lieferte zu demselben die akademische Jugend Jenas, welche denn auch ihr althergebrachtes Recht, in den Gesang der Räuber mit ihrem Gaudeamus einzufallen, in gewohnter Weise ausübte. Diese gehobene Stimmung des Publikums kam jedenfalls der Vorstellung und den Schauspielern im hohen Grade begünstigend entgegen. […] Begnügen wir uns […] statt einer auf die einzelnen Leistungen eingehenden Kritik […], mit der allgemeinen Anerkennung, die wir aus bester Ueberzeugung aussprechen können: daß die sämmtlichen Darsteller, ohne Ausnahme, sich bemüht zeigten, die bisweilen sehr grelle Farbengebung der Dichtung eher zu mildern als zu verstärken […]. Das gilt ganz besonders von dem Darsteller des ‚Carl Moor‘, Herrn Wünzer, der überhaupt, wennschon im Einzelnen Manches verrieth, daß ihm die Rolle noch neu, noch nicht so recht in Fleisch und Blut übergegangen war, doch im Ganzen sich derselben wohl gewachsen und tüchtig erwies, daher die durch wiederholten Hervorruf ihm zu Theil werdende Aufmunterung verdiente; das gilt von Frl. Daun als ‚Amalie‘, welche den schwärmerisch-sentimentalen Zug, den der Dichter in diese Rolle gelegt, eher etwas zurückdrängte, als in seinem, unserer heutigen Empfindungsweise nicht mehr recht sympathischen Uebermaße zur Geltung brachte; ferner von Hrn. Kaibel (als alter ‚Graf Moor‘), Hrn. Franke (als ‚Daniel‘), von den Herren Pasqué und Locher (‚Schweizer‘ und ‚Roller‘), Hrn. Herrmann (‚Kosonsky‘), Hrn. Grans (‚Hermann‘ – eine sehr gute Leistung!), und selber von den Herren Hettstedt und Strohmeyer, welche beide der durch ihre Rollen (‚Spiegelberg‘ und ‚Magistratsperson‘) ihnen nahegelegten Versuchung zu Uebertreibungen ziemlich glücklich widerstanden. Was den berühmten Gast [Herr Dawison als ‚Franz Moor‘] anbelangt, jedenfalls die Hauptperson dieses Abends (was auch das Publikum mit richtigem Takt durch lebhafte Begrüßung desselben sogleich bei seinem Auftreten anerkannte) – so handelt es sich bei ihm offenbar nicht um ein Mehr oder Minder von Nüancirung […], sondern es handelt sich hier […] um die wirklich schöpferische Gestaltung eines Charakters, den der Dichter gerade nur so weit scharf und plastisch herausgearbeitet hat, um ihm die Möglichkeit eines individuellen Gepräges mitzugeben, aber nicht so, daß nicht dem Darsteller noch Freiheit genug zu selbstständiger , origineller Auffassung übrig bliebe. Daß diese Auffassung bei einem Künstler von so anerkannter Meisterschaft im Charakterisiren und namentlich im Markiren außerordentlicher, greller oder kontrastirender Seelenzustände, wie Hr. Dawison, eine äußerst farbenreiche, in allen einzelnen Momenten wohldurchdachte und darum höchst effektvolle sein mußte, bedarf kaum der Erwähnung; wie wirkungsreich sie war, bezeugte der stürmische Beifall, der ihm wiederholt zu Theil ward, und der mehrmalige Hervorruf. Dennoch […] können wir uns mit seiner Totalauffassung des Charakters dieser Rolle, namentlich in den ersten Akten, nicht befreunden. Schiller läßt seinen Franz Moor selbst sagen: man finde ihn ‚kalt, trocken, hölzern‘, und der ganze Eindruck, den das Bild dieses Bösewichts in der Dichtung macht, ist der eines scheuen, in sich verschlossenen, versteckten Charakters, der auch in der äußern Erscheinung sich als solcher ausprägt. Herr Dawison aber stellt ihn dar mit einem gewissen kecken Aplomb, mit einem fast nobel cavaliermäßigen Aussehen, stark auftretend, laut und frei aus voller Brust sprechend. Diese Auffassung hat gewiß das Verdienst der Neuheit und Originalität, aber sie war für uns wenigstens nicht überzeugend. – In den späteren Akten schien uns der Künstler sich mehr an die Intentionen des Dichters anzuschließen. Die Verzweiflungsscene spielte er mit fast erschreckender Wahrheit.“
|
Verfasser: | |
Theaterzettel / andere Quellen: | |
MyCoRe ID: |