Weimar. / Großherzogl. Hoftheater. / Montag den 23. April 1906. / (Shakespeare=Tag.) / Abonnement B. Nr. 56. / König Richard der Zweite. / Dramatische Historie von William Shakespeare (Original=Fassung), deutsch von Schlegel. / Regie: Hr. Oberregisseur Weiser.
date:
Monday, 23. Apr 1906
date (classification in time):
1905-1910
performance site:
Weimar, Hoftheater
order:
1
review:
23.04.1906: Richard II
Die Schaubühne (später: Die Weltbühne), 2. Jg. (1906), Bd. 1, Nr. 18 (v. 03.05.1906), S. 538, Kommentar v. Walter Turszinsky: „Wertvolleren gehört vielleicht sogar Herr Karl Grube, wenn man es ihm abgewöhnt haben wird, in durchbrochenen schwarzseidenen Tricots zu spielen und Dolchstöße mit den Fingergesten eines Kunstreiters zu führen: denn er sprach als Thomas Mowbray, Herzog Norfolk herzhaft und mit sinngemäßer Klarlegung des Verses. Zu ihnen gehören sicher der junge Herr Krähe, ein heißblütiger Draufgänger; ein imposanter Sprechbassist, Herr Wilhelmi; Fräulein Schneider, sehr intensiv in ihrer blauäugigen, herben Schwermut; und Herr Bauer, dessen Bolingbroke, als tückischer Wärwolf hinter rauher, germanischer Biedermannsmaske gegeben, ein gutes und kluges Stück war…Sonst waren beide Huldigungen [gemeint ist noch das am 24.04. aufgeführte „Der Herzog von Mailand“] an Shakespeare als solche zwei große Irrtümer. […] „Richard der Zweite“ ist nicht durch sich selbst, sondern nur durch sein Arrangement zu verpfuschen, was hier sehr pünktlich geschah. Man gab zu dem Ende die Titelrolle, Kainzens und Matkowskys Domäne, einem Theaterschüler, der kaum seiner Zunge und gar nicht seiner Geberde Herr ist. Man reduzierte den Dekorationsprunk der neuen zur Einfachheit der alten Shakespearebühne und hatte naturgemäß nur zum kleinsten Teil die Mimen bei der Hand, die in solchen Fällen mit ihrem Können die Ärmlichkeit des Rahmens auch in den kleinsten wichtigen Rollen verdecken müssen. Und man spielte endlich das Drama drei Stunden hindurch strich- und pausenlos herunter, so daß zum Schluß selbst die versammelten Anglisten und Germanisten, zu Tode erschöpft, diesen Shakespeare zur Feier seines Geburts- und Todestages einmütig ablehnten.“