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Wallensteins Lager. / Vorspiel in einem Aufzuge von Fr. v. Schiller. Die zur Handlung gehörige Musik von W. Reif. / Regie: Hr. Oberregisseur Weiser.
Datum:
Samstag, 11. Jan. 1908
Datum (zeitliche Klassifikation):
1905-1910
Aufführungsort:
Weimar, Hoftheater
Reihenfolge:
3
Aktanzahl (laut Quelle):
1
mit Schauspielmusik/Einlage:
ja
Rezension:
Die Schaubühne (später: Die Weltbühne), 4. Jg. (1908), Bd. 1, Nr. 4 (v. 23.01.1908), S. 94ff., Kommentar v. Walter Turszinsky: „Ueber dem Eingang zur Fürstenloge, im Foyer des neuen weimarer Hoftheaters, in dem sich ein weiches Ockergelb und ein graziöses Lichtgrün zu einer anmutigen Farbeneinheit zusammenschließen, findet man den Spruch: Vigilando ascendimus. Wir wachen und wachsen! Man hört, daß diese Parole das Programm des stolzen Bühnenhauses geben will, das sich die Krone Weimar, von städtischen Zuschüssen subventioniert, soeben geleistet hat, auf dem Boden einer Tradition, wie sie nicht viele deutsche Theaterstädte kennen. […] Zunächst: was hatte Weimar dieses Mal zu bringen? Von seinem reichern dekorativen und sorgfältigern choragischen Ausputz abgesehen, stand dieser Festabend eigentlich doch nur da als Epilog der alten, weniger klassizistischen als epigonischen ‚Richtung‘, von deren Wegen man bisher in Weimar um keines Fingers Breite gewichen ist: nicht aber als verheißungsvoller Anfang einer neuen Kunstströmung, deren Sprudellauf in Zukunft von den Blitzen liberaler Kunstprinzipien beglänzt werden soll. […] In ‚Wallensteins Lager‘ funkelten die Rüstungen, gleißten die Gewänder, operierte man mit den klirrenden Aufzügen, die man in der wiesbadener Wilhelmstraße und am berliner Gendarmenmarkt in den Vordergrund der ‚klassischen Vorstellungen‘ schiebt. Aber wäre der Kinnbart des Wachtmeisters nicht eisgrau, des holkischen Jägers nicht pechschwarz gewesen: man hätte beide Gestalten schwer auseinanderhalten können. Denn auch hier kam nur eine Reihe leidlich geschulter Rhetoren zum Vorschein, die sich im ganzen an Worte hielten und die Individualisierungskunst von heute nicht zu kennen schienen. […] Vigilando ascendimus! Man hat sich über Form und Gelingen dieser Festvorstellung nicht gewundert. So und nicht anders sah es in dem Hause, dem jetzt der fleißige, vornehme und liebenswürdige Herr von Vignau vorsteht, ja immer aus, wenn man es visitierte. Aber die Primitivität des Rahmens verträgt auch primitive Füllung: in ein von Keller und Reiner ausgestattetes Boudoir indessen darf man keine Bauernmagd setzen. Ich habe bereits gesagt, daß Herr von Vignau und seine Leute sich dieses Abstandes vom Raum zum Inhalt wohl bewußt sind.“