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Weimar. / Großherzogl. Hof-Theater. / Mittwoch den 26. Dezember 1883. / 56ste Vorstellung im Jahres=Abonnement. / Neu in Scene gesetzt: / Der Sturm. / Dramatisches Märchen in vier Aufzügen, nach der Übersetzung von Franz Dingelstedt. / Musik von Wilhelm Taubert.
Datum:
Mittwoch, 26. Dez. 1883
Datum (zeitliche Klassifikation):
1880-1885
Aufführungsort:
Weimar, Hoftheater
Reihenfolge:
1
Aktanzahl (laut Quelle):
4
mit Schauspielmusik/Einlage:
ja
Rezension:
Weimarische Zeitung, Nr. 304, 30.12.1883, S. 1f.: „Der Sturm wird in Bezug auf den dichterischen und philosophischen Werth sehr hoch geschätzt. […] Indessen in Bezug auf dramatische Wirksamkeit bleibt das Stück hinter anderen Schöpfungen ähnlicher Art des Dichters […]weit zurück. Um diesen Mangel zu ersetzen, hat man auf die Ausstattung und die Musik zurückgegriffen. Dafür ist ja auch ein weiter Raum geboten, allein selbst wenn das möglichste in dieser Beziehung geleistet wird, festen Fuß wird der „Sturm“ auf keiner Bühne fassen. Immerhin aber ist es dankenswerth, daß Herr v. Loën die Mühen dieses interessanten Versuchs nicht gescheut hat. Die Aufführung war eine gute. Herr Otter war ein würdiger Prospero; er sprach schön, nur etwas monoton und mitunter zu salbungsvoll. Miranda und Fernando waren durch Frl. Jenicke, die das Seelenvolle ihrer Rolle sehr hübsch zur Geltung brachte, und durch Herrn Savits gut vertreten. Letztern freuen wir uns, nach längerem Unwohlsein wieder auf der Bühne begrüßen zu können. Auch die anderen Rollen waren gut besetzt. Von größerer Bedeutung sind nur die des Gonzalo, die in Herrn Knopp einen trefflichen Interpreten fand, und die lustigen Figuren Trinculo und Stephano. Herr Schmidt brachte den letzteren, den plumpen Kellermeister bestens zur Geltung; nicht so gelang Herrn Francke die Ausführung des schwächlichen Spaßmachers Trinculo: seine Komik war etwas gezwungen. Die schwerste Aufgabe war Herrn Wolmuth zugefallen: Die Darstellung des Caliban. Er löste sie in der ersten Szene sehr gut. Hier herrschte das Bestialisch-dämonische in dieser Gestalt, die in der Welt des Dramas einzig dasteht, und den Zuhörer ergriff ein Grauen vor dieser brutalen Elementarkraft. In den späteren Szenen gestaltete sich das Bild schwächlicher; Herr Wolmuth gab ihm einen naiven Zug, der vielleicht wohlberechtigt ist, namentlich auch mit Rücksicht auf den Schluß, wo Caliban ja Besserung verspricht, allein doch die Wirkung abschwächt. Der „Ariel“ des Fräulein Schmittlein entbehrte der Feinheit und des Adels. Die Ausstattung und Inszenirung des Stückes, das an die Leistungsfähigkeit der Bühne auch in dieser Beziehung große Anforderungen stellt, war durchweg lobenswerth. Die Musik von Taubert dient allerdings nicht dazu, das Stück zu heben, sie ist farblos, mitunter geradezu langweilig.“