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Weimar. / Großherzogl. Hof-Theater. / Mittwoch den 6. April 1864. / 109te Vorstellung im Jahres=Abonnement. / Minna von Barnhelm / Lustspiel in fünf Aufzügen von Lessing.
Die Deutsche Schaubühne, Bd. 5 (1864), Heft 5, S. 63: "Hr. Flüggen, vom Stadttheater zu Bamberg, zeigte sich im Besitz einer schönen Persönlichkeit, eines klangvollen, wenn auch oft etwas biegsamer zu wünschenden Organs, eines gut geschulten Vortrags und einer Tournüre voll Anstand und Eleganz. Als Falkentoni im "Goldbauer" und Ferdinand in "Kabale und Liebe" erzielte er durch verständige Auffassung und von ganzer Hingebung an seine Aufgabe zeugende, natürliche Wärme des Spiels eine wohlthuende Wirkung. Sein Major Tellheim dagegen entsprach nur äußerlich der Schöpfung des Dichters, entbehrte durchaus des tiefen Gefühls, das zwar nur selten aus dem innersten Versteck des tapfern Soldatenherzens voll hervorbricht, aber doch immer durchschimmern muss, und machte den Eindruck, als ob der Gast diese Rolle zum ersten Male und ohne die erforderliche Zeit zum Studium gehabt zu haben, spielte. Herr Oberländer, vom K. Landestheater in Prag, ließ als Stadtmusikus Miller [Kabale und Liebe], Paul Werner [Minna von Barnhelm] und Reisland im neu einstudirten "Alten Magister" den denkenden Schauspieler erkennen, der um so mehr Anerkennung verdient, als er seine Erfolge nicht sowohl günstigen Naturanlagen, sondern vielmehr eifrigstem Studium und künstlerischer Berechnung verdankt. [...] Frl. Marchand, vom Stadttheater zu Erfurt, zeigte als Franziska in "Minna von Barnhelm", Alwine im Störenfried und Emma in dem neu einstudirten Lustspiel "Eine kleine Erzählung ohne Namen" sehr ansprechende äußere Mittel und ein noch jugendfrisches, bildungsfähiges Talent. Sie wird im Fach der naiven und munteren Liebhaberinnen das abgegangene Frl. Müller ersetzen."